Gibraltar_2002 Reisezeit August 2002 Motorrad Honda XRV 750 Africa Twin Foto Nikon Kleinbildkamara Navigation Shell EuroKarte Spanien/Portugal 1:750.000 Shell EuroKarte Frankreich 1:750.000 Im Jahr 2002 hatte mich der Reisevirus wieder gepackt. Als Ziel war schnell Gibraltar gefunden und ich konnte mich an die Planung machen. Berlin - Gibraltar rund 3.000km. Hatte ich nicht unlängst einen Bericht über die Iron Butt Assosiation gelesen? Was die können kann ich auch. Anreise nach Gibraltar max. 2 Tage. Frisch motiviert, bestieg ich mein Bike und machte mich auf den Weg. Mein Tagesziel sollte irgendwo in Frankreich liegen, ca. auf der halben Strecke. Die ersten Kilometer liefen gut und ich war in guter Reiselaune. Kurz vor Leipzig verdunkelte sich der Himmel und es die ersten Tropfen vielen. Also Blinker rechts und raus auf die nächste Tankstelle. Die nächste Tankstelle war nur einen Kilometer entfernt. 300m vor der Tankstelle brach die Hölle los. Das war kein Regen sondern eine Fahrt durch einen Wasserfall. Mit mir kamen noch zwei weitere Biker an der Tanke an und gemeinsam bildeten wir einen ziemlich traurigen Anblick. Der kurze Schauer hatte mich ordentlich überflutet und so musste ich erst einmal eine Stunde Zwangspause einlegen. Halbwegs trocken und in meinen Regenkombi verpackt, machte ich mich wieder auf den Weg. Bis kurz vor Freiburg blieb mir an diesem Tag der Regen treu und ich zog es vor nach rund 800km ein Hotel aufzusuchen. Unter meinem Regenkombi hatte sich mittlerweile ein kleines Biotop gebildet :-). In meinem Zimmer angekommen, wurde sofort die Heizung aufgedreht und meine Klamotten zum Trocknen aufgehangen. Sah irgendwie wie in einem Zigeunercamp aus, als da überall Sachen hingen. Am nächsten Morgen sah die Welt ganz anders aus. Nach einem frühen Frühstück machte ich mich gegen 07:00h auf den Weg. Ich hatte schließlich noch ca. 2.200km zu fahren.Um mich herum dampfte die Erde und es versprach ein herrlicher Tag zu werden. In Frankreich fühlte ich mich Top fit und genoss meine Fahrt mit jedem Kilometer mehr. Ab Barcelona wurde es dann langsam zäh, ich hangelte mich von Tankstopp zu Tankstopp. Eigentlich hatte ich gedacht, dass in der Nacht der Verkehr nachlassen würde, aber da auch in Spanien Reisezeit war und die Afrikaner aus Frankreich und Spanien auf dem Weg zu den Fähren waren, befand ich mich in guter Gesellschaft. Es ist schon spannend zu sehen, wie viele Personen in ein Auto passen und was dann zusätzlich neben dem Gepäck auf dem Fahrzeugdach seinen Platz findet. In der Nacht waren alle Tankstellen überfüllt, selbst in den Parkbuchten neben den Fahrzeugen lagen ganze Familien auf dem Boden und schliefen. Irgendwann in der Nacht hatte ich dann auch meinen toten Punkt und musste mich für eine Stunde hinlegen. Damit in der Zeit mein Motorrad nicht geklaut wird, habe ich die Maschine mit einem Schloss an meinem rechten Stiefel angeschlossen. Zugegeben das war nicht wirklich durchdacht, aber zu diesem Zeitpunkt funktionierte ich nur noch rein mechanisch. Nach dem kurzen Schlaf ging es dann etwas entspannter weiter. Die letzten 700 km warteten. Auch diese Etappe verlief problemlos, bis auf einen kleinen Ausflug auf den Grünstreifen (war irgendwie abgelenkt). Irgendwo unterwegs auf der Autobahn lagen große Stücke eines LKW Reifens, über die ich noch bei voller Fahrt drüber rollte. Geschafft, da ist der Felsen. Glücklich und erschöpft steuer ich den ersten Campingplatz auf spanischer Seite an. Leider ohne Erfolg - belegt. Der zweite auch belegt. Also erst einmal etwas essen und trinken und dann weiter sehen. Nach dem Essen bin ich dann total fertig. Die vergangene Fahrt fordert ihren Tribut. Ich suchte mir ein Hotel und falle nach dem Duschen in einen komatösen Schlaf. Am nächsten Morgen nach dem Frühstück zu Fuß nach Gibraltar . Nach der Grenzabfertigung erst einmal warten, da ein Flugzeug Gibraltar anfliegt und somit der Grenzübergang gesperrt ist. Wie an so vielen Orten gilt auch für Gibraltar: es gibt schöne und eher hässliche Ecken auf kleinem Raum. Gibraltar selber, als kleine Speerspitze des britischen Empire, verströmt einen zum Teil schräges Flair. So zu sagen England auf dem Kontinent. Beim Mittagessen bekomme ich dann auch ein wenig England zu spüren. Beim Bezahlen lege ich wie gewohnt meine Euros auf den Tisch und erntete einen vernichtenden Blick der mit den Worte "oh, you want to pay with euros" begleitet wird. Natürlich kann man auch mit Euros bezahlen, aber die Landeswährung sind Gibraltar-Pfund. Wie jeder Tourist besuchte auch ich natürlich den Affenfelsen und sah mir an, wie kleine dicke Affen von kleinen ...... Engländerinnen mit Erdnüssen gefüttert wird. Einer dieser Affen sucht mich als spendabeles Ziel aus. Er postierte sich vor mir und hält mir immer eine Nuss hin, um mir zu zeigen, was er von mir will. Ich nehme die Nuss als Angebot und schnappte sie mir. Schlechte Idee! Kaum habe ich die Nuss in meiner Hand, ertönte ein ohrenbetäubendes Kreischen und der kleine Affe hüpfte ziemlich aggressiv vor mir herum. Auch als ich mich ein wenig entferne, verfolgte mich der gierige Zwerg. Also Nuss wieder an den Affen geben und einen geordneten Rückzug angetreten. Nach dem Tag auf Gibraltar schlägt das Wetter um. Es wird wolkig und beginnt zu regnen. Zeit zum Aufbruch. Immerhin bin ich schon 1,5 Tage nicht mehr gefahren. Erst einmal von der Küste weg in Richtung Ronda. Auf der Fahrt höre ich neben den normalen Geräuschen meiner Maschine auch ein Schleifen ...... irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass die Maschine nicht so frei rollt. In der nächsten Stadt gehe ich auf Fehlersuche. Der Fehler ist schnell gefunden. Ich hatte doch vor 2 Tagen das Stück eines Lkw Reifens überfahren. Teile davon haben sich an meinem Hinterreifen verfangen und drohten nun mein Radlager zu beschädigen. Nach einer kleinen Reparatur, bei der auch der abgerissene Scottoiler wieder an seinen Platz montiert wird, kann die Fahrt weitergehen. Glück gehabt. Der Wetterbericht sagt nichts Gutes für diese Seite von Spanien voraus. Was liegt da näher, als die Seite zu wechseln. Ich wollte schon immer die Picos de Europa kennen lernen. Von Ronda geht es dann Richtung Talavera de la Reina , wo ich in der Nähe auch einen angenehmen Campingplatz finde. Endlich wieder zelten und in der Natur sein. Mitten in der Nacht geht ein Gewitter über der Region nieder. Blitze, die es taghell werden lassen und Donner, bei dem das kleine Zelt erbebte. Das Gewitter geht schnell vorüber aber der Regen bliebt. Am Morgen kann ich mein Zelt nur nass einpacken und mich bei Regen auf den Weg machen. Schnell habe ich zwischen mich und den Regen ein bisschen Distanz gebracht und kann so mit ca. 1 Stunde Vorsprung vor der Schlechtwetterfront herfahren. Das die bis zum Ende meines Urlaubes so bleiben sollte, ahnte ich hier noch nicht. Picos de Europa im Norden von Spanien sind zu weit enfernt und so nehme ich auf dem Weg nach Norgen alles unter die Räder was Berg heisst. Mit zum Teil sehr guten Straßen und auch Schotterpisten macht es richtig Spaß. Gegen Mittag befinde ich mich auf einer Schotterstraße und fahre geradewegs in den Nebel hinein. Leider löst sich der Nebel nicht mehr auf sondern wird mit jedem Höhenmeter dichter, so dass ich irgendwann einfach wieder wenden musste. Auf meinem Rückweg vom Berg sehe ich, nachdem sich der Nebel wieder etwas gelichtet hat, in der Ferne die Regenfront wieder. Jetzt aber schnell, sonst hat mich das schlechte Wetter gleich eingeholt. Richtung Santander und daran vorbei. Ich verbringe die Nacht in einem überteuerten Motel, da mein Zelt in einem erbärmlichen Zustand ist.. Am nächsten Morgen dann weiter nach Biarritz und hier erst einmal frühstücken. Die Schlechtwetterfront hat mich während der Nacht überholt und ich fahre jetzt hinter ihr her. Der Morgen in Biarritz ist grau und verhangen. Trotzdem kann man den Charme der Stadt sofort spüren. In der Nähe des Strandes treffe ich ein paar Taucher aus Karlsruhe, die mit ihrem alten VW-Bus angereist sind. Der Bulli ist Basiscamp Hotelzimmer und Küche in einem. Die Taucher haben sichtlich viel Spaß und sind nach einem kurzen Gespräch im Wasser verschwunden. Mich zieht es weiter ins Landesinnere. Schnell habe ich den Regen eingeholt und muss meine Fahrt mit Regenkleidung fortsetzten. Auch an diesem Abend ist nicht an zelten zu denken und ich steuer wie so oft in Frankreich ein Formule1 Hotel an. Die nächsten Tage der Rückreise verbringe ich nahezu komplett in Regenkleidung. Zu Hause angekommen baue ich mein Zelt in meinem Wohnzimmer auf und lasse es erst einmal richtig austrocknen. Ich habe auf der Reise viele Gegenden gesehen, die ich nicht kannte und daher den Kopf voller Eindrücke und Ideen für nächste Reisen.
Frankreich heißt mich  willkommen Endlich der Felsen So sehen also die Innereien eines LKW-Reifens aus Galerie Zurück